Ich hab mich ja sehr gefreut, dass du Nico im Gespräch auf das Thema Commons angesprochen hast. Aber ich komme nicht umhin festzustellen, dass er das Konzept sehr auf die Eigentumsfrage verengt hat. Die Commons-Theoretikerin Elinor Ostrom selbst hat gerade diese Verengung immer wieder zurückgewiesen und die Vielfalt der institutionellen Arrangements betont. Wenn Nico im Gespräch immer wieder auf die Transaktionskosten verweist und deshalb demokratische Aushandlungsprozesse zur Schaffung von Gemeingütern als zeitraubend darstellt, gebe ich ihm gerne recht. Aber sein Positivbeispiel von den drei Leuten mit den Bohrern und Rasenmähern, die Eigentümer bleiben aber (zeitsparend) Regeln zur gemeinsamen Nutzung aufstellen, ist ganz genauso ein Beispiel von Commons: Ressource, Bezugsgemeinschaft und Institution.

Das Verdienst der Commons-Debatte (weniger der Alt-Linken, die unter Gemeingütern meist Enteignung und öffentliche Leistungen verstehen) ist gerade das Aufbrechen des Denkens in Eigentumsformen. Es ist, zugespitzt, egal, wer was besitzt, solange der Aushandlungsprozess über die gemeinsame Schaffung und Pflege von Gemeingütern Ostroms Grundprinzipien entspricht (natürlich ist es aufgrund der Machtstrukturen und Akkumulierungstendenzen von Eigentum nicht wirklich egal, aber der Rechtstitel ist nur einer von vielen Faktoren, die gelingende Commons beeinflussen). Wenn Nico die Commons einfach nur auf die Eigentumsform “Gemeingut” reduziert, lässt er das andere Politikkonzept und das andere Verständnis von Wirtschaften (resilienzbasiert, selbstbestimmt, subsistenzorientiert, möglichst abseits der Zwänge von Markt und Staat) unter den Tisch fallen.

Klar, Commons sind nicht das Allheilmittel, und da bin ich mit seinen Aussagen im Podcast wieder auf einer Linie. Aber die Chance dieses Perspektivwechsels ist trotzdem nicht zu unterschätzen.

Vielen Dank für die Aufnahme und Bereitstellung des Interviews. Ich höre Herrn Paech gerne sprechen, weil er Gedanken explizit macht, die in meinem Kopf nur verschwommen und unscharf herumflattern. Außerdem verfliegt für eine gewisse Zeit das Gefühl, zu einem Einzelkämpferleben verdammt zu sein.